Geschäftsleute gegen Rewe/Rossmann

Waging am See. Knapp 20 Geschäfte des Waginger Ortszentrums haben sich mit ihrer Unterschrift gegen den geplanten Standort Rewe/Rossmann an der Ottinger Straße ausgesprochen. Edeka-Händler Bernhard Böhr hat eigenen Aussagen zufolge in dieser Sache „viele (nicht alle) Waginger Geschäftsleute angesprochen“. Das Ergebnis formuliert er wie folgt: Viele Händler seien der Meinung, dass es zwar notwendig wäre, einen Drogeriemarkt im Ort – nicht außerhalb! – anzusiedeln, aber sie alle sähen die Gefahr, dass sich ein Großteil des Einkaufs auf die „grüne Wiese“ verlagern würde.

In einer Liste wird eine Vielzahl von Argumenten aufgeführt, was gegen die Ansiedlung von Rewe und Rossmann spreche: Die Lage sei ungünstig und laut Standortanalyse nicht rentabel, eine massive Kaufkraftabschöpfung gegenüber dem innerörtlichen Handel sei zu erwarten, und es drohe bei der „schwierigen Verkehrsanbindung“ ein erhöhtes Verkehrsaufkommen an der Ottinger Straße. Bis jetzt, so heißt es in der Auflistung weiter, gebe es einen „noch gesunden Ortskern in Waging“, auch wenn die Leerstände „immer mehr“ würden. Darüber hinaus sei zu befürchten, dass die Urlauber zunehmend vom Ortskern wegbleiben würden, zumal wenn am Standort Ottinger Straße weitere Geschäfte folgen würden: Denn niemand könne garantieren, dass dort nicht noch weitere Märkte entstünden. Die Tatsache, dass Rossmann nur im Zusammenhang mit Rewe komme, „klingt wie Erpressung“. Angefügt wird noch, dass es sich bei dem Rewe-Rossmann-Konzept um ein „reines Investorengeschäft“ handele, das nach der Fertigstellung an eine Fondsgesellschaft weitergereicht würde.

Böhr selbst formuliert in seinem Anschreiben an die Gemeinde, das er inzwischen an Geschäftsleiter Franz Röckenwagner übergeben hat, dass durch die geplante Ansiedlung der beiden Märkte „langjährigen, ortsansässigen, selbstständigen Kaufleuten das Geschäft kaputt gemacht“ werde; dadurch gehe auch Gewerbesteuer verloren. Deshalb richtet er die Bitte an den Gemeinderat, die Entscheidung nochmals zu überdenken, vor allem aber sicherzustellen, dass es zumindest bei den zwei Projekten Rossmann und Rewe bleibe, nicht dass sich noch mehr Geschäfte an der Ottinger Straße ansiedeln.

Unterschrieben haben Geschäfte an der Bahnhof- und Salzburger Straße sowie an der Postgasse: das Reformhaus, das Blumengeschäft, das Forum Italicum, die beiden Bioläden und die zwei Apotheken, die Wäsche-Boutique Otter, Edeka Peschka, Kidimod, Lebacher, Edeka Neubach, die Metzgerei Perschl, Hohenadl und Fotostudio Matzelberger, außerdem der Werkmarkt Huber am Fichtenweg und natürlich auch der Edeka-Markt Böhr. he

Waging am See – So wie es aussieht, könnte der kommende Donnerstag im Waginger Gemeinderat zum Tag der Entscheidung werden. Dann nämlich könnte das Gremium die Voraussetzungen für zwei große, neue Märkte schaffen: Rewe und Rossmann. Denn nunmehr steht wohl endgültig – der Antrag war ja im Frühsommer nochmals kurzfristig zurückgezogen worden – die dafür notwendige Änderung des Flächennutzungsplans auf der Tagesordnung. Der Gemeinderat ist in einer nichtöffentlichen, internen Arbeitssitzung von Vertretern aller beteiligten Firmen bereits ausführlich über das Projekt informiert worden.

Dieses sieht wie folgt aus: Das neben dem Baugeschäft Lamminger an der Ottinger Straße bereits seit langem ausgewiesene Gewerbegebiet soll für einen Rewe-Markt in ein »Sondergebiet Einzelhandel« umgewandelt werden; dies ist wegen der Größe des geplanten Marktes notwendig. Zudem soll nebenan auf dem bestehenden Gewerbegebiet ein Rossmann-Markt gebaut werden.

So sieht es das Konzept von Projektentwickler Heinz Rosenberger aus Neuburg am Inn vor. Seine Firma CEC Consult GmbH ist spezialisiert auf Grundstücksentwicklungen für Gewerbe- und Wohnbau. Er hat sich für sein Projekt Rewe/Rossmann sowohl die Grundstücke in Waging gesichert und kann auch Bestätigungen der beiden Firmen vorlegen, dass sie sich hier ansiedeln möchten.

Ein Notariat hat bereits Mitte Juli bestätigt, dass die Firma CEC Consult »mit Urkunde ein Angebot zum Erwerb der in Betracht kommenden Grundstücke erhalten« habe – in einer Größe von knapp 11 000 Quadratmetern. Dabei handelt es sich um Grundstücke der Familien Lamminger und Dolzer. Auch Rewe hatte schon damals mitgeteilt, »dass die erforderlichen Rewe-internen Genehmigungsprozesse zum Standort in Waging am See, Ottinger Straße, positiv abgeschlossen wurden«. Und von Rossmann verlautete, dass »der Standort an der Ottinger Straße in Waging am See durch die Geschäftsleitung der Dirk Rossmann GmbH zu den bekannten Konditionen genehmigt« worden sei: »Eine Einigung über den Mietvertrag vorausgesetzt, steht also einer Ansiedlung eines Drogeriemarkts der Firma Rossmann nichts mehr im Wege.« Und dazu wird noch der Vollständigkeit halber angefügt, was in Waging schon vielfach zitiert wurde, nämlich dass »zur Realisierung eine Kombination mit einem wertigen Lebensmittelmarkt zwingend erforderlich« sei. Diesen »wertigen Lebensmittelmarkt« hat man letztlich in Rewe gefunden. Und schließlich sei, wie Rosenberger noch herausstreicht, auch für die erforderlichen Ausgleichsflächen gesorgt.

Ausgangspunkt für die Diskussion um neue Märkte in Waging war die Schließung der beiden Schlecker-Filialen. Da von vielen Wagingern das Fehlen eines Drogeriemarkts sehr bedauert wurde, hat sich Lydia Wembacher, die Vorsitzende des Vereins »Waging bewegt«, schon seit Jahren mit allen in Frage kommenden Anbietern in Verbindung gesetzt und es letztlich geschafft, Rossmann für Waging zu interessieren – allerdings eben nur unter der Voraussetzung, dass sich gleichzeitig ein Supermarkt ansiedelt, der die notwendige Frequenz bringt. Und da hat dann Rewe Interesse bekundet.

An der Stelle hat sich Heinz Rosenberger mit seiner Firma eingeklinkt. Er hat, wie er in einem Gespräch mit unserer Zeitung schildert, schon an die 30 solcher Läden gebaut, an die Firmen vermietet und dann weiterverkauft. Aktuelle Projekte der Firma waren beziehungsweise sind die Rewe-Märkte in Pfarrkirchen und Waldkirchen, der Edeka-Markt in Garching oder das Neustift-Center in Passau mit drei großen Märkten. Durch seine Kontakte hat er es dann auch in Waging geschafft, sich die Grundstücke zu sichern und von den Handelskonzernen die entsprechenden Zusagen zu bekommen. Außerdem liegt bereits, wie auch von der Gemeinde Waging bestätigt wurde, eine Stellungnahme der Regierung von Oberbayern vor, die darauf verweist, dass der Standort noch »integriert« sei, also noch im Rahmen des vorhandenen Ortsgefüges gesehen werden könne – was eine ganze Reihe von Waginger Geschäften bezweifeln.

Drogeriemarkt nur zusammen mit einem weiteren Markt

In dem Gespräch betont Rosenberger, diese Kombination sei für Waging die große Chance, einen Drogeriemarkt zu bekommen. Sollte der Gemeinderat dies ablehnen, werde sich sicherlich für lange Zeit für Waging kein Drogeriemarkt mehr realisieren lassen. Und es müsse auch jedem klar sein, dass es einen Drogeriemarkt nur in Verbindung mit einem weiteren Markt geben könne; dabei sei Waging von seiner Größe her eh schon grenzwertig – sowohl für Rewe wie für Rossmann. Drogeriemärkte wie Müller oder dm hätten an einer Ansiedlung in Waging kein Interesse gezeigt.

Rosenberger skizziert die ungefähre Größe der beiden Märkte wie folgt: Rewe werde ungefähr 1700 Quadratmeter Laden- und 600 Quadratmeter Lagerfläche benötigen, Rossmann 800 plus 200 Quadratmeter. Die Baukörper könne man sich etwa in den Ausmaßen 60 mal 40 Meter bei Rewe und 40 mal 25 Meter bei Rossmann vorstellen. Dazu sollen etwa 110 Parkplätze entstehen. Für Bau und Einrichtung rechnet Rosenberger mit einer Investition von rund zehn Millionen Euro. Er stellt zudem heraus, dass mit den beiden Läden bis zu 55 Arbeitsplätze entstehen würden: »vom Azubi bis Vollzeit«. Im Übrigen sei Rewe bestrebt, für den Markt einen selbstständigen Kaufmann zu finden, den Laden also nicht selbst zu führen. Und dieser wäre dann auch in Waging steuerpflichtig. Und schließlich betont Rosenberger noch, dass der von der Beratungsgesellschaft Cima berechnete Waginger Gesamtumsatz auch Rewe/Rossmann noch mit einschließen würde; dann bräuchten viele Menschen nicht mehr nach Traunstein oder Traunreut fahren.

Sollte der Gemeinderat nun am kommenden Donnerstag zustimmen und das Bauleitplanverfahren dann seinen normalen Lauf nehmen, dann könnte, so eine Einschätzung von Heinz Rosenberger, im September des kommenden Jahres mit dem Bau begonnen werden. Im Frühjahr 2018 könnten dann die Märkte möglicherweise bereits eröffnen. he

Quelle: Traunsteiner Tagblatt

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