Gemeinderat stimmt mit 12 zu 7 für die Änderung des Flächennutzungsplans – Rewe kündigt verkleinerte Verkaufsfläche an

Waging am See. Genau eine Stunde lang war nochmals diskutiert worden, genau die Hälfte der anwesenden Gemeinderäte hatte sich nochmals zu Wort gemeldet – dann stand es fest: Mit 12 zu 7 Stimmen machte der Waginger Marktgemeinderat den Weg frei für die Ansiedlung zweier großer Märkte an der Ottinger Straße in Waging. Somit kann aller Voraussicht nach damit gerechnet werden, dass die Waginger hier möglicherweise ab dem Jahr 2018 bei Rewe und Rossmann einkaufen können. Zahlreiche Bürger war zu der Sitzung gekommen, um die Abstimmung über dieses seit langem heiß diskutierte Thema mitzuerleben.

Bevor die altbekannten Argumente ein weiteres Mal ausgetauscht wurden, erläuterte Geschäftsleiter Franz Röckenwagner den Gemeinderäten, worüber genau abzustimmen war. Das seinen Angaben zufolge seit 1983 ausgewiesene Gewerbegebiet, knapp 11000 Quadratmeter groß, sollte auf einer Fläche von 0,6 Hektar in ein „Sondergebiet Einzelhandel“ umgewidmet werden. Der Grund dafür: Rewe benötigt mehr als die 800 Quadratmeter Verkaufsfläche, die in einem Gewerbegebiet zulässig sind. Rossmann liegt darunter, so dass hier die bisherige Widmung „Gewerbegebiet“ ausreicht. Zusätzlich zu der Umwidmung soll das bisherige Gewerbegebiet in Richtung Westen noch um einen Streifen von 0,1 Hektar erweitert werden. Eine Neuigkeit hatte Röckenwagner noch in Bezug auf Rewe zu verkünden: Die bisher geplante Verkaufsfläche von rund 1800 Quadratmetern soll auf 1450 Quadratmeter zurückgefahren werden. Dazu kommt allerdings noch die sogenannte Vorkassen-Zone, in der ein Bäckereigeschäft angesiedelt werden soll.

Bürgermeister Herbert Häusl bekundete in seiner Einführung klar seine Zustimmung zur Ansiedlung der beiden Märkte: „Heute wird der Zug aufs Gleis gestellt“, sagte er. In der folgenden Diskussion, an der sich zehn Gemeinderäte beteiligten, standen sich die beiden Positionen gegenüber: Die einen befürchten schlimme Auswirkungen auf die bestehenden Geschäfte in der Ortsmitte, die anderen sehen den großen Kaufkraftzuzug nach Waging. Die Meinungen darüber, ob dieser Zuzug auch dem Ortszentrum etwas bringt, gingen auch stark auseinander. „Da könnte im Ort einiges kaputtgehen“, meinte etwa Georg Huber, und Sepp Egger unterstrich dies in seiner plakativen Art: „Es wird doch in Gottes Namen keiner glauben, dass dann noch jemand in den Markt hinein fährt, wenn da draußen auf 3000 Quadratmetern alles zu haben ist!“ Andreas Barmbichler dagegen bezeichnete die Ansiedlung als „unsere letzte Chance für die nächsten Jahre“ und fügte an, dass vor allem im Sommer alle Waginger Märkte und Parkplätze total überlastet seien.

Die Abstimmung war dann eine klare Sache. Die CSU stimmte komplett für die Ansiedlung der beiden Märkte, auch die Freien Wähler mit Ausnahme von Martina Bogner und Sepp Egger. Die ödp-Gemeinderäte stimmten alle drei dagegen, und bei den Grünen war das Abstimmungsverhalten geteilt: Felix Daxenberger und Franz Schwangler dafür, Hedwig Witzleben und Heinrich Maierhofer dagegen. Hias Schneider war krankheitshalber nicht anwesend, und Michael Lamminger durfte nicht mitstimmen, weil die Ausweisung ja im Wesentlichen seine Grundstücke betrifft. Nun wird der geänderte Flächennutzungsplan öffentlich ausgelegt: Mindestens drei Wochen lang können dann sowohl die Bürger als auch die Fachbehörden, außerdem die Nachbargemeinden, dazu ihre Stellungnahmen abgeben. he

Geschäftsleute gegen Rewe/Rossmann

Waging am See. Knapp 20 Geschäfte des Waginger Ortszentrums haben sich mit ihrer Unterschrift gegen den geplanten Standort Rewe/Rossmann an der Ottinger Straße ausgesprochen. Edeka-Händler Bernhard Böhr hat eigenen Aussagen zufolge in dieser Sache „viele (nicht alle) Waginger Geschäftsleute angesprochen“. Das Ergebnis formuliert er wie folgt: Viele Händler seien der Meinung, dass es zwar notwendig wäre, einen Drogeriemarkt im Ort – nicht außerhalb! – anzusiedeln, aber sie alle sähen die Gefahr, dass sich ein Großteil des Einkaufs auf die „grüne Wiese“ verlagern würde.

In einer Liste wird eine Vielzahl von Argumenten aufgeführt, was gegen die Ansiedlung von Rewe und Rossmann spreche: Die Lage sei ungünstig und laut Standortanalyse nicht rentabel, eine massive Kaufkraftabschöpfung gegenüber dem innerörtlichen Handel sei zu erwarten, und es drohe bei der „schwierigen Verkehrsanbindung“ ein erhöhtes Verkehrsaufkommen an der Ottinger Straße. Bis jetzt, so heißt es in der Auflistung weiter, gebe es einen „noch gesunden Ortskern in Waging“, auch wenn die Leerstände „immer mehr“ würden. Darüber hinaus sei zu befürchten, dass die Urlauber zunehmend vom Ortskern wegbleiben würden, zumal wenn am Standort Ottinger Straße weitere Geschäfte folgen würden: Denn niemand könne garantieren, dass dort nicht noch weitere Märkte entstünden. Die Tatsache, dass Rossmann nur im Zusammenhang mit Rewe komme, „klingt wie Erpressung“. Angefügt wird noch, dass es sich bei dem Rewe-Rossmann-Konzept um ein „reines Investorengeschäft“ handele, das nach der Fertigstellung an eine Fondsgesellschaft weitergereicht würde.

Böhr selbst formuliert in seinem Anschreiben an die Gemeinde, das er inzwischen an Geschäftsleiter Franz Röckenwagner übergeben hat, dass durch die geplante Ansiedlung der beiden Märkte „langjährigen, ortsansässigen, selbstständigen Kaufleuten das Geschäft kaputt gemacht“ werde; dadurch gehe auch Gewerbesteuer verloren. Deshalb richtet er die Bitte an den Gemeinderat, die Entscheidung nochmals zu überdenken, vor allem aber sicherzustellen, dass es zumindest bei den zwei Projekten Rossmann und Rewe bleibe, nicht dass sich noch mehr Geschäfte an der Ottinger Straße ansiedeln.

Unterschrieben haben Geschäfte an der Bahnhof- und Salzburger Straße sowie an der Postgasse: das Reformhaus, das Blumengeschäft, das Forum Italicum, die beiden Bioläden und die zwei Apotheken, die Wäsche-Boutique Otter, Edeka Peschka, Kidimod, Lebacher, Edeka Neubach, die Metzgerei Perschl, Hohenadl und Fotostudio Matzelberger, außerdem der Werkmarkt Huber am Fichtenweg und natürlich auch der Edeka-Markt Böhr. he

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